Bei der Fliesenverlegung wird uns häufig die Frage gestellt, ob sich Fliesen fugenlos verlegen lassen. Warum das nicht möglich ist, welche Aufgabe Fugen haben und welche Unterschiede es beim Material gibt, erfahren Sie in unserem Überblick.
Was ist eine Fuge?
Im Bauwesen handelt es sich bei einer Fuge um einen Spalt zwischen zwei Materialien oder Bauteilen. Während Holzdielen zum Beispiel bewusst mit Sichtfuge verlegt werden, sind die Fugen beim Fliesenboden gefüllt. Der Dichtstoff schützt den Untergrund vor Feuchtigkeit und überbrückt Spannungen, die durch Temperatur- und Raumluft entstehen. Zwischen zwei und 20 Millimeter kann die Fuge breit sein und ist von der Größe der Fliese abhängig.
Breite Fugen werden als Gestaltungselement zum Beispiel bei Böden mit rustikalem Charakter eingesetzt – zum Beispiel Naturstein oder Terrakotta. Nur wenige Millimeter große Fugen sind dagegen ein beliebtes Stilmittel für moderne Feinsteinzeugfliesen, zum Beispiel in Betonoptik.
Tipp: Besprechen Sie mit Ihrem Fliesenleger die Möglichkeiten. Er kann Sie umfassend beraten, welche Optik zu welchem Fliesenboden passt.
Darum geht es nicht ohne die Fuge
So unauffällig Fugen heute auch sind: Ganz ohne sie geht es nicht. Besonders wichtig ist es, dass Anzahl und Breite der Fugen auf die jeweilige Fliese abgestimmt sind. Beides beeinflusst maßgeblich den Spannungsabbau im Boden, mit dem sich Haftverbundschäden vermeiden lassen. Würde man stattdessen Fliese an Fliese verlegen, würden zwangsläufig benachbarte Fliesen beschädigt. Das sieht nicht nur optisch unschön aus, sondern schafft undichte Stellen im Boden, durch die Wasser ungeschützt in den Untergrund dringt. Vor allem in Räumen wie Küche oder Bad ist das eine Gefahr.
Daneben hat die Fuge noch zwei weitere Funktionen: Trotz moderner Fertigung und rektifizierter Kanten zeigt jede Fliese eine gewisse Toleranz. Die Fuge gleicht diese leichten Maßunterschiede dezent aus. Und selbstverständlich hat der Fugenmörtel nicht zuletzt einen hygienischen Effekt: Ist die Fuge gefüllt, kann sich kein Schmutz in den kleinen Spalt hineinsetzen.
Dehnungs- und Wartungsfugen
Sicher sind Sie auch schon einmal auf die Begriffe Dehnungs-, Bewegung- und Wartungsfugen gestoßen. Manchmal liest man auch von dauerelastischen Fugen. Doch was hat es nun damit auf sich? Bereiche, in denen starre Bauteile aufeinandertreffen, müssen mit Silikonen elastisch verfugt werden. Verbindungen zwischen Fliesenböden und Wandflächen oder Bodenabschlüsse gehören typischerweise dazu. Die Silikonfugen habe die Funktion, Spannungen innerhalb eines Belags aufzunehmen und zu den anschließenden Bauteilen abzubauen, damit keine Risse entstehen. Sie übertragen darüber hinaus keinen Schall, sind hygienisch und sollten am besten eine dezente Optik haben.
Weil sie besonders starken physikalischen, chemischen und mechanischen Einflüssen ausgesetzt sind, sollten Sie sie jährlich prüfen lassen und bei ersten Rissen oder porösen Stellen umgehend erneuern. Alle zwei bis drei Jahre kann die Erneuerung erforderlich sein.
Fugenmaterialien: Zementfuge, Flexfuge oder Epoxidharz
Um Fliesen zu verfugen, werden Zementfugenmörtel (mit oder ohne Kunststoffanteil) oder Epoxidharzfugenmörtel eingesetzt.
Unkompliziert und für den Hausgebrauch geeignet ist der einfach zu verarbeitende Zementfugenmörtel für Wände und Böden. Er besteht aus feinem Zement, kann Farbpigmente enthalten und lässt sich bei Fugenbreiten zwischen zwei und 20 Millimeter umsetzen. Neben dem einfachen Fugenmörtel bietet der Markt flexible Fugenmörtel, die für spritzwassergefährdete Bereiche wie Dusche, Wanne oder Saunabereiche geeignet sind. Dabei handelt es sich um einen Zementmörtel mit Kunststoffanteil, welche die Poren des Zements verschließen.
Zweikomponentige Epoxidharzfugenmörtel mit Harz und Härter sind besonders beständig, wenn mit säurehaltigen Reinigungsmitteln oder Hochdruckreinigern gearbeitet wird. Bei hohen Beanspruchungen bieten sie einen einen höheren Widerstand und kommen deswegen in Schwimmbädern oder industriellen Anlagen zum Einsatz. Epoxidharzfugenmörtel beinhalten allerdings organische Bestandteile, welche Bakterien und Pilzen einen Nährboden bieten können, vor allem bei nicht sach- und fachgerechter Verarbeitung. Im privaten Hausgebrauch sind sie nicht erforderlich.
Unsere Fliesenleger arbeiten gerne mit zwei flexiblen Fugenmörteln des Herstellers SOPRO Bauchemie.
Für schwach saugende Keramik wie zum Beispiel Feinsteinzeug, Naturstein oder Glasmosaik ist der Fugenmörtel SOPRO Brillant Perlfuge mit Perleffekt in Weiß-, Schwarz-, Grau- und verschiedenen Brauntönen beliebt. Er lässt sich einfach verarbeiten, härtet schnell aus und seine Farben halten lange ihre Intensität.
Farbbrillante Fugen ohne Kalkschleier verspricht die OPZ-Technologie von Sopro. Die neue Generation des Fugenmörtels Sopro DF 10 DesignFuge Flex sorgt für Farbbrillanz, einen hohen Schutz gegen Schimmelpilze und ist auch gegen saure Reinigungsmittel robust. DF 10 DesignFuge Flex ist bereits nach zwei Stunden begehbar und nach 12 Stunden wieder belastbar. Hier sind auch Farben wie Weinrot, Tiefblau und Signalrot möglich. Designfugen mit besonders exklusiven Effekten gibt es durch Beimischungen von Sopro Glitter in Gold oder Silber.
Tipp für Heimwerker: Möchten Sie farbig pigmentierten Mörtel verwenden, muss die Fugentiefe besonders gleichmäßig sein. Ansonsten kann es zu Farbabweichungen kommen, die sich mit dem bloßen Auge erkennen lassen.
Pflege und Reinigung
Einmal verfugt ist der Zementfugenmörtel fest, widerstandsfähig und hemmt das Wachstum von Algen und Pilzen. Trotzdem benötigen auch die Fugen einen gewissen Schutz durch eine regelmäßige Pflege:
- Zwar kommen moderne Fugenmörtel in einem gewissen Rahmen gut mit säurehaltigen Reinigern aus. Wir empfehlen trotzdem, Kalkentferner oder zitrus- und essighaltige Reiniger höchstens einmal pro Woche einzusetzen. Langfristig könnte der Mörtel sonst porös werden.
- Nach dem Duschen sollten Sie feuchte Flächen immer sofort mit einem Duschabzieher abziehen. So entfernen Sie Kalk, Schmutz und Feuchtigkeit, bevor er sich überhaupt in Fugen festsetzen kann.
- Vor und nach dem Putzen die zu behandelnden Flächen immer gründlich mit Wasser abspülen. Möglichen Poren in der Fuge füllen sich mit Wasser und lassen chemische Mittel nicht eindringen.
- Bei frisch verfugten Flächen sollten Sie mindestens zwei Wochen warten, bis Sie erstmals ein saures Reinigungsmittel verwenden.