Während moderne Häuser und Wohnungen zu einer immer offeneren Wohnkultur mit vielen Glasflächen und Fenstern neigen, ist spätestens im Badezimmer damit Schluss. Denn wer möchte sich schon unter der Dusche, beim morgendlichen Zurechtmachen oder Zähneputzen am Abend beobachtet fühlen. Zum Glück gibt es zahlreiche temporäre oder feste Möglichkeiten, neugierige Blicke auszusperren.
Bodentiefe Fenster, Ausblicke durch Panoramafenster und möglichst minimalistisch gestaltete Terrassentüren: All diese zeitgenössischen Fensterarten haben eines gemeinsam – sie bieten nicht nur schier fantastische Einblicke nach draußen, sondern auch nach innen. Vorübergehende Passanten oder Nachbarn haben es heute immer leichter, einen Blick ins Innere des eigenen Hauses zu werfen, gerade am Abend, wenn es dunkel wird und innen die Beleuchtung angeht. Das kann vor allem im Badezimmer, dem intimsten aller Aufenthaltsorte, unangenehm werden. Wer im eigenen Badezimmer seine Privatsphäre schützen möchte, hat aber heute verschiedene Möglichkeiten, das umzusetzen. Im Grunde lassen sich vor allem der temporäre und feste Sichtschutz voneinander unterscheiden, die sowohl praktischen Nutzen haben als auch optisch attraktiv sind.
Der temporäre Sichtschutz für das Bad
Das Plissee – unverwüstlicher Liebling
Ein wunderschöner und besonders flexibler Sichtschutz für Innenräume ist das Plissee, das in unendlichen vielen Farben, Materialien und Designs im Handel erhältlich ist. Dabei lassen sich die textilen Systeme sowohl zum Sichtschutz, gegen Sonne- und Wärmeeinstrahlung und zum Abdunkeln einsetzen. Für Bäder stehen noch einmal spezielle Stoffe zur Verfügung, die auf die feuchteren klimatischen Bedingungen abgestimmt sind und sich leicht abwischen lassen.
Wie funktioniert ein Plissee? Der Sichtschutz ist an einem doppelseitigen Seilzug befestigt, der über winzige Profile oben und unten am Rahmen verschraubt wird. Kleine Griffe am oberen und unteren Ende des Plissees sorgen dafür, dass sich das Plissee von oben als auch unten aufschieben lässt. Bei schwer zugänglichen Fenstern können die Hausbewohner das Plissee auch mit einer Kurbel oder sogar ferngesteuert bedienen. Benötigt man das Plissee nicht, können Sie es komplett zusammenschieben und so ist es fast unsichtbar.
Die dezente, aber gleichzeitig wunderschöne Optik ist Zweifelsohne ein Vorteil des Plissees im Bad. Auch ohne jede weitere Dekoration setzen Sie so ein Highlight, das praktischen Nutzen und modernes Design verbindet. Plissees lassen sich in Standardgrößen oder vom Fachmann individuell zugeschnitten kaufen.
Das Rollo – preisgünstiger Sichtschutz für das Bad
Geht es um Sichtschutz, der nicht nur schön, sondern auch preiswert ist, kommen vor allem Rollos infrage. Im Unterschied zum Plissee wird ein Stoff über eine Welle aufgerollt und am oberen Ende einer Fensterlaibung verschraubt. Mit Hilfe eines Kettenzuges oder einer Mittelbedienung wird das Rollo bei Bedarf auf die gewünschte Länge hinuntergezogen. Damit das verhältnismäßig leichte Material im ausgefahrenen Zustand bündig am Fensterrahmen liegt, wird das Stoffende über die Längsseite mit einem Gewicht beschwert.
Rollos kommen sowohl zur Verdunklung oder als lichtdurchlässige Modelle im Bad zum Einsatz. Im Feuchtraum sollte das Material des Rollos spitzwassergeschützt und antibakteriell sein, um dauerhafte Feuchtigkeit und Schimmelbildung am Stoff zu vermeiden. Übrigens: Eine Besonderheit unter den Rollos ist das sogenannte Doppelrollo. Es besteht aus zwei unterschiedlichen, länglichen Streifenschichten, die im Rollo abwechselnd hintereinander gesetzt werden. Das sorgt beim Lichteinfall für interessante Lichteffekte im Badezimmer.
Der Vorhang – gemütliches Wohlfühlklima im Bad
Vorhänge oder Gardinen schaffen wie kaum ein anderes Material eine Wohlfühl-Atmosphäre. Gerade in Bädern, wo die Fliesen an Boden und Wand für einen eher nüchternen Look sorgen, helfen Vorhänge, das gewisse Etwas in den Raum zu bringen.
Was muss der Vorhang im Badezimmer können? Um der permanenten Feuchtigkeit im Raum standzuhalten, sollten aber keine zu schweren Vorhänge verwendet werden. Die nämlich saugen die Feuchtigkeit auf und haben wegen des Materials kaum eine Chance, schnell abzutrocknen. Das kann im schlimmsten Fall am Stoff zu einer Schimmelbildung führen. Besser sind solche Vorhänge, die zu 100 Prozent aus Polyester bestehen, denn sie nehmen kaum Feuchtigkeit auf. Achtung: Der Stoff sollte eine gewisse Transparenz haben, da es im Bad sonst zu dunkel wird. Mehrere Gardinen auf verschiedenen Schienen platziert sorgen dafür, dass sich der Sichtschutz variabel verändern lässt.
Die Jalousie – pflegleichte Klassiker
Jalousien sind Beschattungs- und Sichtschutzsysteme, die sich mit waagerechten Lamellen – zum Beispiel aus Aluminium – deutlich von Rollos oder Plissees unterscheiden. Man befestigt sie über eine Schiene oberhalb des Fensterrahmens an der Wand oder direkt an der Decke. Mithilfe einer Zugschnur lassen sie sich entweder horizontal oder auch seitlich öffnen und schließen. Eine zusätzliche Kurbel sorgt dafür, dass Sie die Lamellen in einem gewünschten Winkel öffnen oder schließen können. So lassen sie sich je nach Sonnenstand justieren und schützen vor Blicken von draußen.
Jalousien gibt es in vielen unterschiedlichen Farben, lassen sich von der Stange oder maßgeschneidert vom Fachmann herstellen und sind aufgrund des grundsätzlich glatten Materials immer leicht zu reinigen. Tipp für Mieter, die beim Auszug keine Spuren hinterlassen möchten: Jalousien gibt es nicht nur zum Anbohren, sondern auch zum Anklemmen am Fensterflügel.
Fester Sichtschutz im Bad
Neben den temporären Modellen stehen auf dem Markt ebenfalls Möglichkeiten zur Verfügung, die einen dauerhaften Sichtschutz im Badezimmer bieten – allen voran Glasscheiben, die über eine gewisse Oberflächenstruktur verfügen oder deren Glas aufgeraut und undurchsichtig gemacht wurde.
Ornamentglas
Ornamentglas kennt im Prinzip jeder von uns. Beim Glas handelt es sich um eine Oberfläche, die im Rahmen ihrer Produktion geometrische Formen, wellenförmige Linien oder Kreise erhalten hat. Die führen dazu, dass das eintretende Tageslicht gebrochen wird und man so nicht durch das Glas sehen kann. Je nach Stärke dieser Struktur ist die Transparenz stärker oder schwächer. Auf die Lichtintensität im Raum hat das Glas übrigens kaum Einfluss.
Je nach Lage des Fensters im Badezimmer reicht es manchmal, wenn nur die untere Hälfte der Scheibe aus Ornamentglas besteht, während die obere Hälfte normales Floatglas sein darf. Aber auch, wer Wert auf eine Glastür zwischen Bad und restlichem Wohnraum legt, trifft mit Ornamentglas eine gute Wahl. Dann sollte allerdings die komplette Türe aus der strukturierten Oberfläche bestehen, die übrigens auch farbig sein kann. Wer nun denkt, dass Ornamentglas altmodisch ist: Heute gibt es sowohl klassische als auch moderne Scheiben auf dem Markt, die zu jedem Stil passen.
Milchglas
Als Sichtschutz bekannt und beliebt ist auch Milchglas (opakes Weißglas), das einen besonders effektiven Sichtschutz bietet. Auch diese Scheibe lässt Licht in den Raum, ist aber ansonsten blickdicht. Den trüben Look erhält das Glas, weil während der Glasschmelze Zinnoxid, Kalk oder Fluorid untergemischt worden sind. Aber der Effekt lässt sich auch nachträglich erzeugen, indem Maschinen das Glas mit feinem Sand oder Säure aufrauen.
Milchglas ist deswegen bis heute ein beliebtes Material, da es durch die einheitliche Trübung der Scheibe ein einheitliches Aussehen bekommt, das sehr gut zu Wohnkonzepten mit minimalistischem Einrichtungsstil passt. Hier zählt: Weniger ist mehr – eben auch beim Thema Sichtschutz!
Übrigens: Wenn mehrere Familienmitglieder ein Badezimmer gleichzeitig benutzen müssen – zum Beispiel am Morgen, bevor es zur Schule und Arbeit geht – ist eine Duschkabine aus Milchglas eine schöne Möglichkeit, auf kleinstem Raum etwas Privatsphäre zu gewährleisten. Die kann entweder komplett aus Milchglas bestehen oder aus einer Scheibe, bei der sich transparente und verschlossene Abschnitte abwechseln.
Verbundsicherheitsglas (VSG)
Auch das heutige VSG (Verbundsicherheitsglas) bietet zahlreiche Möglichkeiten für einen in der Scheibe integrierten Sichtschutz. Grund dafür ist eine in der Mitte des Fensters befindliche Folie. Ursprünglich hat das reißfeste Material einen anderen Zweck, denn es soll beim Zerschlagen der Scheibe für mehr Sicherheit sorgen. Die Scherben bleiben an der Folie hängen und die Verletzungsgefahr minimiert sich. Aber VSG ist auch ein zuverlässiger Schutz beim Einbruch, denn aufgrund der Folie haben Langfinger auch beim Zerschlagen des Glases keine Chance, ins Innere des Gebäudes zu greifen.
Das Tolle am VSG: Die Folie ist zwar in aller Regel durchsichtig, aber lässt sich auch farbig oder blickdicht gestalten. Sehr moderne Systeme sorgen dafür, dass die Folie auf Knopfdruck blickdicht wird – elektrische Anbindung vorausgesetzt. Im Badezimmer bietet das größtmögliche Flexibilität für Fenster, die vor neugierigen Blicken und Einbruch schützen sollen.
Fazit
Wer sein Badezimmer mit einem entsprechenden Sichtschutz ausstatten möchte, hat heute die Qual der Wahl. Neben fest installierten Bauteilen kommen solche temporären Produkte wie Plissees, Rollos oder Jalousien zum Einsatz, die sinnvolle Beschattungssysteme sind und gleichzeitig einen tollen Sichtschutz im Badezimmer oder auf dem Gäste-WC bieten.
Titelbild: Herstellerfoto