Besitzen Sie notwendiges Baustoffwissen rund um Kleber im Wohnungsbau? Wenn nicht, dann dürfen Sie an dieser Stelle einmal weiterlesen. Denn vor allem bei den heutigen Klebern gibt es wichtige Unterschiede. 

Wasser und Feuchtigkeit sind meist genau das, was man sich als Bauherr natürlich nicht wünscht. Dennoch müssen viele Baustoffe zunächst mit Wasser angereichert werden, damit sie ihrer Aufgabe überhaupt gerecht werden. Nur so halten Ziegelsteine auf Ziegelsteine. Das Resultat: Wochenlanges Austrocknen aufgrund von Baufeuchte. Aufgrund von luftdichten Bauweisen und heutigen Dämm-Standards verlängern sich die Trocknungszeiten erheblich. Das Wasser aus den Baustoffen benötigt meist mehrere Monate, ehe es über die Raumluft abtransportiert wird. Viele Neubauten trocknen aus diesem Grund meist ein halbes Jahr lang aus, ehe es mit dem Bau weitergehen darf.

Wissenswertes zum Kleber: Wichtige Unterschiede

Wer selbst bauen möchte oder alternativ eine Baufirma beauftragen will, der darf sich ruhig Informationen einholen, ehe es an die Auswahl der richtigen Baustoffe geht. Zementkleber sind hydraulisch härtende Mörtel. Nach der Wasserzugabe erhärtet Zement schnell, spätestens nach 24 Stunden. Für Untergründe wie Beton, Estrich und Putz wird der Zementkleber im Dünnbettverfahren oder Mittelbettverfahren aufgetragen. Zu unterscheiden sind nun verschiedene Klebstoffe.

Flexkleber

Der Flexkleber stellt eine besondere Form von Mörtel dar und ist meist etwas teurer in der Anschaffung. Flexkleber härtet dafür schneller aus, was an den künstlichen Zusatzstoffen liegt. Schwingungen, Spannungen oder Untergrundveränderungen können besser ausgeglichen werden, da nach dem Aushärten eine weniger heftige Starre eintritt. Ein Abplatzen oder Aufreißen der Fliesen wird effektiv verhindert. Wer sich seiner Untergründe also nicht sicher ist, wählt den Flexkleber.

Zementkleber

Zementkleber für Natursteine stellen ebenfalls eine spezielle Form Kleber dar und sollen Verfärbungen der empfindlichen Bodenbeläge verhindern. Das Wasser wird schneller gebunden und kann somit nicht auf den neuen Belag übertragen werden. Dies passiert oft auch noch nach wochenlanger Aushärtung, wenn der neue Boden auf den scheinbar getrockneten Belag verlegt wurde. Selbst eine geringe Restfeuchte kann sich nachhaltig auf den neuen Boden auswirken.

Fließbettkleber

Fließbettkleber eignen sich für große Bodenflächen, wobei auch der Kleber großflächig auf dem Boden verteilt wird. Im Anschluss daran drückt man die Fliesen fest darauf, Hohlräume werden vermieden und der Klebstoff kann sich perfekt auf der Rückseite verteilen. Besonders für Fliesen im Außenbereich, wo Frost und extreme Kälte gegeben sind, sollte an den Fließbettkleber gedacht werden. Vorteilhaft: Der Fließbettkleber kann durch Wasserzugabe in seiner Konsistenz verändert werden.

Dispersionskleber

Zuletzt sei noch das Klebeverfahren auf Kunststoffbasis erwähnt. Dispersionskleber enthalten feine Kunststoffteile, weshalb sie stärker kleben, aber auch nach der Verwendung flexibler sind. Man nutzt sie auf glatten Untergründen oder auf glatten Schaumplatten. Innerhalb des Fliesenlegens werden diese Klebstoffe eher weniger häufig verwendet, zu sehr ist man vom zementären Fliesenkleber überzeugt. Gut zu wissen also, dass eben genau diese Klebstoffe während der letzten Jahre kontinuierlich weiterentwickelt wurden.

Gibt es etwa eine Revolution in Sachen Baustoffe?

Was wäre nun, wenn es Baustoffe geben würde, die diese Trockenzeit nicht mehr benötigen würden? Wir müssen Sie enttäuschen: Diese Baustoffe existieren tatsächlich bereits, zum Beispiel in Fliesenklebern, Vergussmörteln oder in Schnelltrockenzementen. Zu erkennen sind diese Baustoffe an dem Hinweis „kristalliner Wasserbindung“ oder „kristallin abbindend“. Allerdings existieren keine Normen oder Richtwerte, sodass die Angabe „schnelle Trocknungszeit“ immer individuell betrachtet werden muss.

Gute Produkte mit einer hohen kristallinen Wasserbindung sind mit so genannten ternären Bindemitteln versehen. Sie bestehen aus einem Gemisch aus

  • Calciumaluminatzementen
  • Calciumsulfaten

Dank der chemischen Reaktionen wird das Wasser fest gebunden und es kommt zu einer schnellen, intensiven Trocknung. Sehr gute Produkte existieren von der Firma Sopro. Entsprechende Produkte sind mit der Aufschrift „Ternäres System“ und „kristalline Wasserbindung“ erkennbar.

Vorteile und Einsatzgebiete der ternären Systeme

Produkte mit ternären Systemen sorgen also dank chemischer Reaktionen dafür, dass Estrich, Zement und Co. schnell austrocknen und die allgemeine Trocknungsphase verkürzt wird. Der Vorteil: Zeit! Herkömmliche Zementestriche müssen bis zu acht Wochen austrocknen. In längeren Regenperioden oder im Winter verlängert sich die Trocknung gerne um das Doppelte. Bei Estrichen mit ternärem System, auch Schnellestrich genannt, verkürzt sich die Trocknung. Und das sogar auf erstaunliche sechs bis 12 Stunden. Das heißt: Nach dem Estrichlegen kann der Fliesenleger nur ein bis zwei Tage später mit seiner Arbeit beginnen.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Feuchtigkeit bei herkömmlichem Estrich nicht auf das neu verlegte Material übergeht. So ist dies zwar bei Fliesen eher unproblematisch, bei anderen Belägen kann es hier zu Spannungen oder anderen Reaktionen kommen. Zu nennen sind beispielsweise Naturwerksteine oder Beton, welche sich unter Umständen farblich verändern.

Fazit

Wer sich in Zukunft mit dem Thema Neubau beschäftigen möchte, der sollte auch über die ternären Bindemittel nachdenken. Physikalisches Austrocknen ist zwar nicht neu oder unbekannt, dennoch eine echte Revolution auf jeder Baustelle. Der wohl größte Vorteil liegt in der enormen Zeitersparnis und die positiven Eigenschaften durch die schnelle Erhärtung. Gerade empfindliche Böden profitieren von den ternären Klebeverfahren.  Baustellen von morgen brauchen eben nicht mehr „seine Zeit“.